Elektra – Ein Klassiker entfesselt!
Endlich war es so weit: Am 4. und 5. April wurde der große Saal des Theaters Crimmitschau zur Bühne für Elektras unaufhaltsamen Abstieg in die dunklen Winkel der Seele. In den Tiefen menschlicher Abgründe lauert ein Ungeheuer. Es wächst aus Schmerz, nährt sich von Hass und treibt uns an den Rand des Wahnsinns. Diesem düsteren Thema stellte sich die „Wir hier!“-Theatergruppe in ihrer neuesten Inszenierung von Hofmannsthals Elektra – und schuf ein unvergessliches Gesamtkunstwerk aus Schauspiel und Tanz.
Hier die Bilder aus der Generalprobe...
Ein Projekt mit Herzblut
Der Weg zur Premiere war lang und intensiv. Bereits im August des vergangenen Jahres stand das Stück fest. Danach folgten Monate harter Arbeit: Anpassung des Manuskripts, Entwicklung eines modernen Inszenierungskonzepts und erste szenische Proben. In enger Zusammenarbeit von Schauspiel und Tanz entstanden ausdrucksstarke Choreografien, die die Darstellung ergänzten und dramatisch verstärkten. Die 18 jungen Erwachsenen – 15 Schauspielende und 3 Tänzerinnen – bildeten ein eingeschworenes Team, das sich jeglichen Herausforderungen annahm und sie aus dem Weg räumte.
Zwischen Wahnsinn und Vergeltung – Die Premiere
Bereits die ersten Minuten zogen das Publikum in seinen Bann. Nebelschwaden füllten die Bühne, während das gesamte Ensemble mit weißen Masken zu Peter Fox’ Kopf verloren eine eindringliche Eröffnungschoreografie darbot. Danach tauchte die Inszenierung tief in Elektras zerrissene Psyche ein: Die Titelrolle wurde von fünf Darstellerinnen verkörpert, die in nahtlosem Wechsel die verschiedenen Facetten von Elektras Besessenheit sichtbar machten.
Doch auch die anderen Figuren des Stücks erhielten durch die beeindruckende schauspielerische Leistung emotionale Präsenz. Das Publikum spürte Chrysothemis’ unerfüllte Sehnsucht, teilte Klytämnestras Angst und Zerrissenheit und hielt den Atem an, als Orests Rückkehr zwischen Hoffnung und Unheil schwebte.
Dabei diente die Musik als kraftvoller emotionaler Verstärker, der die Charaktere noch greifbarer machte. Die verstörend-expressive Choreografie zu Bad Guy von Billie Eilish, das ballettgeprägte Tanzbild zu Sias Bird Set Free oder die mitreißende Pound-Einlage zu Hey Mama – jede Szene wurde durch die Musik intensiviert und ließ das Publikum noch tiefer in die düstere Atmosphäre der Inszenierung eintauchen.
Das Finale furioso ließ niemanden unberührt: Nach einer packenden Kampfszene hatte das Stück zwei Tote zu beklagen. Während Orest die Morde in alle Welt sendete, bot die Inszenierung eine skurrile Live-Gesangsdarbietung von Lady Gagas Government Hooker.
Nach der Aufführung hallte der Applaus lange nach und viele Zuschauende waren sichtlich bewegt von der intensiven Darstellung. Elektras Schicksal regt zu einer tiefergehenden Reflexion an: Wann wird unsere Entschlossenheit zur Gefahr für uns selbst? Ob in der Verfolgung von Rache, im Streben nach Erfolg oder in der Verbissenheit, bestimmten Idealen gerecht zu werden – manchmal sind es unsere eigenen Ziele, die uns in den Abgrund treiben. Die Aufführung fordert heraus: Beflügeln oder erdrücken uns die Ziele, denen wir so verbissen nachjagen?
Ein paar Schnapschüsse der Premiere-Aufführung (M. Gafron):
Wir danken allen unseren Unterstützern
Ein solches Projekt wäre ohne zahlreiche helfende Hände nicht möglich gewesen.
Die „Wir hier!“-Theatergruppe bedankt sich herzlich beim Förderverein des JMG als Träger des Projekts sowie bei Schulleiterin Katrin Penzel und Sekretärin Silke Opalinski-Ahnert für ihre Unterstützung. Unser Dank gilt ebenso der Stadt Crimmitschau, Oberbürgermeister André Raphael, dem gesamten Team des Theaters und der Stadtverwaltung sowie der Volksbank Chemnitz am Standort Crimmitschau für die finanzielle Förderung.
Das Projekt des Julius-Motteler-Gymnasiums im Schuljahr 2024/25 wurde als Ganztagsangebot (GTA) realisiert. Ohne die Bereitstellung der finanziellen Mittel wäre die Umsetzung über das gesamte Jahr nicht möglich gewesen. Die gesamte „Wir hier!“-Theatergruppe bedankt sich dafür von Herzen♥.
Euer Wir hier!-Team
Weitere Aufnahmen von Lutz Hanzig...