Ein eindrucksvolles Stück über Vorurteile und Gewalt
Am 26. Mai 2025 fand das Theaterprojekt „Hallo Nazi – Nichts außer Wut, Vorurteilen auf der Spur“ des Scheselong Theaters Berlin für die Klassenstufe 9 an unserer Schule statt. Dieses eindrucksvolle Stück thematisierte die erschreckende Realität rechtsextremer Gewalt und beleuchtete, wie junge Erwachsene sich in Konfliktsituationen legitimiert fühlten, Gewalt als Lösung einzusetzen.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht Rudi, ein junger Mann, der selbstbewusst erklärt: „Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein!“ Mit seiner Bomberjacke, einem T-Shirt mit einschlägiger Aufschrift und Springerstiefeln verkörpert er das typische Bild eines Neonazis. Rudi ist arbeitslos und gerät nach einer Schlägerei gemeinsam mit Jan, einem Ausländer und Schwarzarbeiter, in Haft. In der Gefängnisatmosphäre treffen Kulturen, Ideologien und Hass aufeinander, und ein Spießrutenlauf beginnt.
Beide Charaktere präsentieren dem anderen ihre Vorurteile, und die angespannte Atmosphäre heizt sich weiter auf. Doch als die Polizistin Tina ihnen mitteilt, dass ein Arbeitskollege von Jan an den Folgen seiner Verletzungen verstorben ist, kippte die Stimmung sowohl auf der Bühne als auch im Zuschauerraum. Diese Nachricht führt zu einem tiefen Nachdenken und emotionalen Momenten zwischen Rudi und Jan. Rudi, als Jüngster, stellt sich die Frage, ob er die Schuld auf sich nehmen sollte. Und Jan überlegt, ob er aussagen würde, dass Rudi nicht zugeschlagen hat, sondern sein Anführer.
Wo zuvor über Klischees gelacht wurde, wurde nun deutlich, dass das Gelächter ein Ende finden musste.
„Hallo Nazi“ ist nicht nur ein Theaterstück, sondern auch ein wichtiger Kommentar über den Umgang mit rechten Gewalttaten in unserer Gesellschaft.
Im Anschluss an die Aufführung wurde ein Workshop angeboten, der den Jugendlichen politisches und gesellschaftliches Basiswissen vermittelte. Durch theaterpädagogische Maßnahmen wurden Situationen geschaffen, die Empathie förderten und Perspektivwechsel ermöglichten. Dies trug zur Auseinandersetzung mit eigenen Vorurteilen, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus bei.
Die Teilnahme an diesem Projekt stärkt die demokratischen Kompetenzen der Schüler und sensibilisiert sie für die Vielfalt in unserer Gesellschaft. Mit 18,6 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland ist dies nicht nur eine Statistik, sondern auch eine Geschichte von Menschen mit Träumen, Wünschen und Hoffnungen. Diese Menschen sind dankbar für die deutsche Staatsbürgerschaft und die Freiheit, die ihnen in ihren Herkunftsländern oft verwehrt blieb.
Wir sind stolz auf die spannende und lehrreiche Aufführung sowie auf den anschließenden Austausch im Workshop und freuen uns, dass unsere Schüler die Gelegenheit hatten, durch eigenes Erfahren zu lernen, dass Mehrsprachigkeit besser ist als Fremdenfeindlichkeit und Vielseitigkeit besser als Nationalismus.
F. Knauer